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Verstärkerleistung
 

Watt ist nicht gleich Watt

Leistungsangaben an Verstärkern muss man genau lesen, weil Watt nicht gleich Watt ist.

Beispiel:

Der Verstärker soll laut Hersteller 3600 Watt (oder VA) haben. Falls er nur einen normalen Netzstecker hat:
Eine Steckdose kann beim besten Willen nur 3600 VA liefern. Es handelt sich also um den Anschlusswert, den das Gerät insgesamt hat, alle internen, elektronischen Komponenten zusammen.

Gehen wir davon aus, dass der Verstärker sich seine interne Versorgungsspannung mit einem herkömmlichen Ringkerntrafo und Gleichrichtern erzeugt. Außerdem handle es sich um eine gewöhnliche Gegentakt-Endstufe. Somit können wir fast die Hälfte der 3600 Watt als Verlustleistung abschreiben. Er liefert also höchstens 2x 1000 Watt RMS an die Boxen.
Mit der Angabe 3600 Watt soll nur der Kunde gelockt werden.

Verstärker mit Schaltnetzteil haben weniger Verluste

Da kommt der RMS-Wert schon näher an den Anschlusswert heran.
Außerdem ist so ein Verstärker immer leichter als sein gleichwertiger Konkurrent mit Ringkerntrafo und Gleichrichter.

Aber Vorsicht: Schaltnetzteile haben eine extrem aggressive Elektronik, die leicht zu Störgeräuschen an benachbarten Geräten oder Tonleitungen führen kann. Richte in so einem Fall einen kleinen Abstand ein. Das hilft normalerweise schon.

Leistungsangaben:

Eine vernünftige Angabe ist die RMS-Leistung

Dabei wird der Verstärker zur Messung mit einem bestimmten Rauschsignal betrieben.
RMS ist definiert und kann zum Vergleich bestens benutzt werden.

Die Angabe Sinus-Dauerton-Leistung liegt nahe an der RMS-Leistung

Sie ist allerdings nicht ganz so ehrlich, aber oft gebräuchlich.
Dabei bekommt der Verstärker einen Sinuston (Pfeifen) zum Arbeiten.

Verstärker Leistung MessungIch habe einen Verstärker (2x 200 Watt Sinus) mit einem Sinuston getestet.

Als Last habe ich ein 4 Ohm - 250 Watt Widerstands-Array genommen.

Bei 200 Watt ergibt sich rechnerisch eine zu messende Spannung von 28,3 Volt.
Diesen Wert habe ich ziemlich genau erreicht.

Wenn ich lauter drehe, fängt die rote Clip-LED am Verstärker an zu leuchten.
Das bedeutet, der Verstärker begrenzt die Verstärkung elektronisch (Clip-Limiter). Damit wird eine Überlastung der Endstufe verhindert. Außerdem wird damit der angeschlossene Lautsprecher geschützt.

An meinem Verstärker (Top-Seller in einem großen Online-Versand) ging die Leistung noch bis 225 Watt zu erhöhen, allerdings war im Kontroll-Lautsprecher eine deutliche Verzerrung (Clippen) zu hören.
Eigentlich soll der Clip-Limiter dieses Clippen verhindern, aber die Schaltung greift halt erst recht spät und hart.

Bemerkungen zur Messung:

Gemessen wurde mit einem Sinuston. Der ermittelte Wert lag genau bei dem rechnerischen Wert für 200 Watt / 4 Ohm - kurz bevor die rote Clip-LED angeht.
Eine Messung mit Rauschsignal (RMS) habe ich nicht gemacht.
Der Kontrolllautsprecher hat nur einen kleinen Teil der Leistung bekommen.

Ein Lautsprecher hat selbstverständlich nicht genau 4 Ohm, und er ist schon gar kein rein Ohmscher Widerstand. Aber für diese Spass-Messung spielt das keine Rolle.

Weitere Leistungsangaben

Die Angabe Musikleistung liegt bis etwa doppelt so hoch wie RMS.
Musik hat ja einen ständig schwankenden Pegel, also laute und leise Stellen.
Mit der Musikleistung ist kein richtiger Vergleich zweier Verstärker möglich.

Mit dem Wert PMPO

ist meistens die Musikleistung gemeint. Allerdings ist auch dieser Begriff nicht genau definiert. Der Hersteller kann hier seinen Verstärker besonders gut hoch schummeln.
So kann ein Verstärker mit 400 Watt PMPO leicht nur 150 Watt RMS haben.

Die Angabe Peak-Leistung mein oft PMPO

Peak bedeutet Spitze und meint hier eine extrem kurze Signalspitze.
Hier kann der Hersteller den Kunden am besten locken, weil der Wert sehr hoch liegen kann. Er ist nur interessant, wenn auch RMS angegeben wird.

Bei sehr seriösen Herstellern findet man noch eine weitere Angabe zum RMS-Wert:
wie lange darf die RMS-Leistung benutzt werden, ohne dass die Elektronik zu heiss wird. Und: für welche Umgebungstemperatur gilt das?

Schutzschaltung: Hitze

Ein Verstärker sollte mehr Power als nötig haben, damit er sich nicht zu stark aufheizt. Professionelle Hersteller geben an, bei welcher Umgebungstemperatur die angegebene Leistung in einer bestimmten Zeitdauer noch nicht zum Auslösen der Schutzschaltung führt.

Fazit

Ein Verstärker mit 2x 600 Watt RMS für die Mitten/Hochtöner plus 2x 900 Watt RMS für Subwoofer an einer Steckdose könnten die Sicherung raushauen. Voraussetzung: die Verstärker haben eine hohe Verlustleistung und werden voll ausgefahren.

Also: sicherheitshalber zwei separat abgesicherte Steckdosen benutzen. Eventuell über einen Starkstrom-Adapter mit 3 Sicherungen und 230 Voltsteckdosen.

Schlusshinweis

Zwischen 400 Watt und 800 Watt ist nur ein Unterschied von 3 dB (Dezibel - siehe oben). Dieser Unterschied ist gut hörbar, aber eigentlich kein grosser Sprung.

Wenn dein Beschaller mit einem riesigen Kawenzmann protzt, bitte nicht lachen:
er weiss was er tut.

“doppelt so laut” braucht es 10 dB mehr Leistung

Das ist mit Gruppen von Testhörern ermittelt worden.
Zum Beispiel statt 100 Watt  braucht man 1000 Watt für doppelte Lautstärke.
Es sollen jetzt aber bitte nicht alle losrennen und grössere PAs kaufen.

Tipp: Niemals zwei Verstärker über die Steckdosenleiste gleichzeitig einschalten. Selbst wenn die Leistungsangaben OK sind.
Der Einschaltstrom ist meistens wesentlich höher als der Betriebsstrom. Da springt die Sicherung heraus.

Der Subwoofer sollte übrigens mehr Leistung als der dazugehörige Satellit haben. Ein kurzer, lauter Bassdrum-Schlag braucht halt sehr viel Energie.

Eine Röhrenendstufe in einem Gitarrenverstärker mit 30 Watt bringt schon einen gewaltig lauten Druck, wesentlich mehr als eine 30 Watt RMS Transistorendstufe.

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